
Wolfgang Lenz, Römische Wasser, 1998/99 | Nachlass Lenz | Foto: André Mischke
Wolfgang Lenz | Phantastische Orte
Wolfgang Lenz (1925–2014) gehört zu den profiliertesten Erscheinungen der Würzburger Nachkriegsmoderne. Aus Anlass seines 100. Geburtstags haben sich das Museum im Kulturspeicher, das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg und die Residenz Würzburg zusammengeschlossen, um in einer gemeinsamen Ausstellung einem charakteristischen Phänomen seines Schaffens auf den Grund zu gehen: Lenz hatte eine besondere Vorliebe für Orte – Orte, deren Neuheit ihn faszinierte; Orte, an die er immer wieder zurückkehrte; Orte, die seine Phantasie in Gang setzten. Auf seinen vielen Reisen – nach Ostasien, nach Frankreich, Holland und Spanien, in Italien vor allem nach Rom und Venedig – entstanden Zeichnungen und Aquarelle, die häufig den Ausgangspunkt für Gemäldekompositionen bildeten.

Links: Wolfgang Lenz, S. Maria della Salute als Ruine, hinter zerbrochener Glasscheibe, 1984 | Nachlass Lenz | Foto: André Mischke
Rechts: Wolfgang Lenz, Orestes und Elektra, Dionysos-Herme (Skizze aus Neapel, Archäologisches Nationalmuseum), 1956 | Nachlass Lenz | Foto: André Mischke
Neben Schönheit und Ungewöhnlichkeit der Motive war es die von ihnen ausgelöste Fremdheit des Empfindens, für die Lenz empfänglich war. Sie verspürte er aber auch in seiner Heimatstadt: In seinen Gemälden erscheinen scheinbar vertraute Würzburger Orte in einem Licht, in dem sie uns rätselhaft entgegentreten. Selbst bei der Rekonstruktion des Spiegelkabinetts der Residenz ließ er bisweilen, obwohl eigentlich auf die strenge Beachtung des Vorzustands verpflichtet, aus den historischen Motiven ein Gegenüber von eigener Personalität hervorgehen.
Dafür bedurfte es keiner neuen Art von Malerei, im Gegenteil: Lenz achtete tunlichst auf die altmeisterliche Qualität seiner Werke. Vielmehr eignete er sich jene neue Art des Sehens an, die seit dem frühen 20. Jahrhundert zum Erbgut der modernen Malerei gehört, von der italienischen Pittura Metafisica und dem französischen Surrealismus bis zur Neuen Leipziger Schule. Dieser Methode, die alltägliche Wahrnehmung der Dinge zu durchkreuzen und ihrem ‚phantastischen‘ Eigenwert zur Anschauung zu verhelfen, war Lenz‘ Malerei fast durchgehend verpflichtet.
Wie sich unter diesem Blickwinkel das umformte, was Lenz an allen möglichen Enden der Erde sah und aufzeichnete, wie er aber auch stets das Neu- und Fremdartige im Bekannten suchte, dokumentiert die Ausstellung in rund 150 Werken.
PITTURA CAPRICCIOSA | Wolfgang Lenz und Italien
Laufzeit: 15.03.–15.06.2025
Ort: Martin von Wagner Museum, Kleine Galerie (Residenz, Südflügel, 2. Stock)
Die Sonderausstellung ist zeitgleich mit der Gemäldegalerie geöffnet:
dienstags bis samstags 13.30–17 Uhr
sonntags 10–13.30 Uhr im Wechsel mit der Antikensammlung (siehe Kalender)
Eintritt: 3 €
Die Katalogbroschüre (Verlag J. H. Röll, 74 Seiten mit 190 farbigen Abbildungen) erscheint im Verlag J. H. Röll und ist in der Ausstellung zum Preis von 8 € erhältlich.
Eröffnung am Freitag, 14.03.2025 um 19 Uhr im Museum im Kulturspeicher).
Kuratorenführungen durch Professor Dr. Damian Dombrowski an vier Freitagen um 18 Uhr (28.03., 25.04., 16.05., 13.06.). Dauer: 1 Stunde, Kosten: 10 € (einschließlich Eintritt).